Wie ist der Brauch entstanden?
Der Brauch des Ausplatzens hat seine Wurzeln weit in der Vergangenheit, in einer Zeit, als auf den Bauernhöfen noch Knechte und Mägde dienten. Ihr Arbeitsjahr endete stets am ersten Arbeitstag nach Weihnachten. Zu Weihnachten erhielten sie ihren Lohn und oft ein kleines Geschenk, vielleicht ein neues Paar Schuhe oder ein warmes Kleidungsstück.
Am 27. Dezember, dem Tag nach dem Fest, verließen viele ihre bisherigen Höfe, um in einer anderen Gemeinde eine neue Stellung anzutreten. Zog eine Magd in ein anderes Dorf, wurde sie von den jungen Männern ihres bisherigen Wohnorts verabschiedet. Laut, fröhlich und mit Peitschenknallen. Diese Begleitung bis zum Ortsausgang nannte man das „Ausplatzen“.
So entstand ein Brauch, der einerseits ein Abschied war, andererseits ein Zeichen der Wertschätzung und Gemeinschaft.
Mit der Zeit verschwanden die Knechte und Mägde von den Höfen, doch der Brauch blieb bestehen. Statt der Mägde wurden nun die unverheirateten Mädchen des Dorfes „ausgeplatzt“.
Das Peitschenknallen verlor seine ursprüngliche Bedeutung als Abschiedsritual und wurde zu einem festlichen Ereignis, das Gemeinschaft und Tradition miteinander verband. Das rhythmische Knallen der Peitschen hallte nun nicht mehr nur über die Felder, sondern durch die Gassen der Dörfer, als Echo alter Zeiten.


Wie wird der Brauch gelebt?
Bis heute treffen sich in Laisa jedes Jahr am 27. Dezember, dem sogenannten 3. Weihnachtsfeiertag, die Burschen gegen zehn Uhr morgens, um die Mädchen auszuplatzen.
Vom Treffpunkt ziehen sie gemeinsam los, von Haus zu Haus. Vor jedem Haus wird das Mädchen herausgebeten, und drei Burschen, die Platzergruppe, stellen sich auf. Auf Kommando knallt die erste Peitsche, dann die zweite, dann die dritte, im Dreierschlag, präzise, kraftvoll und laut. Das Echo von einem Scheunendach oder einer offenen Garage verstärkt den Klang, bis der Rhythmus den ganzen Ort erfüllt.
Nach der Vorführung lädt das Mädchen die Burschen zu einem kleinen Umtrunk ein. Meist gibt es selbstgemachte Schnäpse, mit Brombeeren oder Schlehen verfeinert. Ein kräftiger Schluck, der die kalte Winterluft wärmt.
So ziehen die Burschen weiter, von Haus zu Haus, bis alle Mädchen „ausgeplatzt“ sind. Das können manchmal bis zu zwanzig an einem Tag sein. Am Abend versammeln sich alle zum gemeinsamen Essen und Feiern.
Was einst ein Abschied war, ist heute ein Symbol für Freundschaft, Zusammenhalt und lebendige Tradition. Das Knallen der Peitschen erinnert daran, dass in Laisa die Vergangenheit nicht vergessen ist. Sie lebt und ist laut und stolz, jedes Jahr aufs Neue.


