Osterfeuer in Laisa

Wie ist der Brauch entstanden?

Wenn in Laisa die Tage länger werden und der Frühling Einzug hält, rückt ein tief verwurzelter Brauch ins Bewusstsein der Dorfgemeinschaft, das Osterfeuer. Seit langer Zeit ist es hier, wie in vielen umliegenden Orten, Tradition, am Ostersamstag eine leuchtende Flammenbotschaft in den Himmel steigen zu lassen.

Die Wurzeln dieses beeindruckenden Feuers reichen weit zurück. Man vermutet seinen Ursprung in den früheren Sonnenwendfeuern unserer heidnischen Vorfahren. Doch wie so viele alte Bräuche wurde auch dieser Feuerbrauch im Laufe der Zeit behutsam an ein christliches Fest angenähert und so auf den Ostersamstag verlegt. Was früher ehrenamtlich von der Burschenschaft aufgebaut und entzündet wurde, wird heute im Wechsel von den Laisaer Vereinen organisiert und ausgerichtet.

Wie wird der Brauch gelebt?

Die Vorbereitungen beginnen bereits am Wochenende vor Ostern. Dann ziehen die Mitglieder des jeweils ausrichtenden Vereins in den Wald. Dort, wo das Forstamt junge Fichten freigegeben hat, schlagen sie Stangen. Die Bäume werden zum Festplatz gebracht und dort für ihren großen Einsatz gelagert.

Am Ostersamstag selbst erwacht der Festplatz zum Leben. Nun beginnt der eigentliche Aufbau, der in seiner Form variieren kann. Manchmal wird die stärkste Stange als majestätische Mittelstütze tief in die Erde eingelassen. Die übrigen Fichten lehnen sich an sie, oben befestigt, während Reisig und Äste die Zwischenräume füllen. Das Ergebnis ist eine hohe Konstruktion, die in ihrer Anmutung an ein stolzes Indianerzelt erinnert. Eine andere Variante lässt die Stangen wie ein kleines Blockhaus im Karree aufschichten, dessen Innenraum ebenfalls mit leicht entzündlichem Reisig und Ästen gefüllt wird. Nur Holz und Stroh dürfen verwendet werden. Immer aber wird ein verborgener, mit Stroh ausgelegter Zündkanal von der Mitte nach außen gebaut. Ein wichtiger Hinweis gilt für alle Aufbauweisen. Ein Beginn vor dem Ostersamstag wird nicht empfohlen, da so manches angefangene Feuer bereits vorzeitig einem Brandstifter zum Opfer gefallen ist.

Sobald am Ostersamstag die Dämmerung beginnt, ist der magische Moment gekommen. Über den Zündkanal wird das Feuer entfacht. Für Stunden wird die Flamme lodern und brennen. Die Kunstfertigkeit des Aufbaus zeigt sich nun. Das Feuer soll möglichst gleichmäßig von innen heraus abbrennen und die Konstruktion idealerweise bis zuletzt standhaft bleiben. Diese „Qualitätsmerkmale“ werden von den Anwesenden teils wohlwollend, teils kritisch betrachtet und bewertet.

Doch das Osterfeuer ist weit mehr als nur ein technisches Schauspiel. Es ist der soziale Mittelpunkt des gesamten Ortes. Jung und Alt kommen hier zusammen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, die Wärme zu genießen und dem faszinierenden Tanz der Flammen zuzusehen. Für das leibliche Wohl sorgt der ausrichtende Verein, der wärmende Getränke und Bratwurst anbietet. Wenn das letzte Glühen erloschen ist und die Gemeinschaft wieder auseinandergeht, obliegt es dem Ausrichter, den Feuerplatz nach Ostern wieder in Ordnung zu bringen.