Ostern in Oberaula

Wie ist der Brauch entstanden?

Viele Osterbräuche haben ihre Ursprünge in einer uralten, heidnischen Zeit, lange vor dem Christentum. So war das Osterwasser ursprünglich ein Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit und wurde zu Ehren der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera verehrt. Erst im Laufe der Jahrhunderte nach Christus erhielt dieser Brauch seine christliche Sinngebung. Man sagte dem Wasser Heilkraft nach. Es sollte Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten heilen, wenn man es direkt aus der Quelle schöpfte. Zudem herrschte der Glaube, dass am Ostermorgen das Waschen in fließendem Bachwasser immerwährende Jugend und Schönheit verleihe. In Oberaula war dieser Brauch bekannt, und das Osterwasser wurde traditionell am „Weiherbon“ (Weiherbrunnen) geholt!

Auch das Ei ist ein uraltes Symbol. Schon in der Urchristenzeit galt es als Sinnbild des Lebens und der Auferstehung. Das Ei verbirgt Leben in seinem Inneren, wie ein verschlossenes Grab. Aber auch hier findet sich die Verbindung zur heidnischen Vergangenheit wieder. Die germanische Liebesgöttin Ostera verknüpft das Ei mit der Fruchtbarkeit. Ein ganz praktischer Brauch aus dem Mittelalter prägt die Ostereiertradition bis heute. Damals war es üblich, Zinsen und Abgaben an Gründonnerstag in Form von Eiern zu bezahlen.

Der Osterhase trat erst viel später auf den Plan. Die ersten Belege für ihn als österlichen Eierbringer stammen von einem Medizinprofessor aus Heidelberg aus dem Jahr 1678. Entstanden ist der Brauch vor über dreihundert Jahren im Elsass, in der Pfalz und am Oberrhein. Seine Rolle als Eierbringer wurde ihm vermutlich angedichtet, weil er zur Futtersuche in die Dörfer und Gärten kommt und damit das Frühlingserwachen der Tiere und Pflanzen symbolisiert.

Wie wird der Brauch gelebt?

Das Osterwasser musste in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag geschöpft werden, und zwar genau von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang. Junge Mädchen gingen schweigend zum Bach oder Brunnen. Dieses Schweigen durfte nicht gebrochen werden, damit das Wasser seine Segens- und Heilskraft behielt. Als Symbol der Fruchtbarkeit musste das Wasser gegen den fließenden Strom geschöpft werden. Es war wichtig, dass kein Tropfen verlorenging. Das so gewonnene heilige Wasser sollte dann ein ganzes Jahr vor Krankheiten und Unglücken bewahren.

Die Ostereier werden nach alter Tradition oft in Zwiebelschalen gekocht, wodurch sie ihre charakteristische braune Farbe erhalten. In Oberaula ist es Brauch, Eier zu suchen. Zudem werden am Osterteich und auf den feuchten Osterwiesen Eier so lange in die Luft geworfen, bis sie zerbrechen. Dabei stellt sich immer die spannende Frage, ob die Eier den Boden noch heil erreichen.

Als kulinarischer Brauch ist der Oster-Stuten überliefert, ein Brot aus Hefeteig. Einst war es auf den großen Gütern im Osten Brauch, dass die Mägde und Knechte zu Ostern diesen Stuten geschenkt bekamen.